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Durch unsere jahrzehntelange Erfahrung im Agrarhandel erkennen wir generelle Strukturwandel in der baden-württembergischen Landwirtschaft, die unserer Einschätzung nach folgendermaßen aussehen:
• starker Rückgang der Betriebszahlen und der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte bei wachsenden Betriebsgrößen
• Spezialisierungstendenz bei der Produktionsrichtung
• insgesamt stabile agrarsoziale Organisation mit Dominanz der Familienbetriebe und im Bundesvergleich hohem Anteil der Nebenerwerbslandwirtschaft mit regionalen Schwerpunkten; starke Zunahme des Pachtanteils bei den flächenintensiven Bewirtschaftungsformen
• sehr stark gestiegene Produktivität bei hoher Bewirtschaftungsintensität; Verlagerung des Produktionsziels von der teilweisen Selbstversorgung zur absoluten Marktorientierung der Betriebe
Vermutungen über die Zukunft der Landwirtschaft in Baden-Württemberg:
Die Zahl der Betriebe wird weiter abnehmen, ihre Durchschnittsgröße wird weiter ansteigen, die Nebenerwerbslandwirtschaft wird sich, besonders bei den Sonderkulturen, weiterhin halten. Der heute erreichte Spezialisierungsgrad der Betriebe wird sich auf hohem Niveau stabilisieren. Produkt- und Produktionsveränderungen werden zunehmend davon abhängen, wie Bevölkerung und Staat aufkommende ethische Fragen beantworten (Tierschutz, Gentechnik, immaterieller Wert einer intakten Kulturlandschaft usw.). Der Marktanteil der Produkte aus ökologischer Landwirtschaft wird zunehmen. Der Produktivitätsfortschritt auf allen Feldern der Technik, Organisation, Zucht usw. wird weiter-gehen. Überbetriebliche Kooperationen und Vertragsbindungen werden sich verstärken. Immer mehr Dienstleistungen werden außerbetrieblich zugekauft werden (Outsourcing ehemals betriebseigener Arbeiten, z.B. Lohndrusch). Die Einkommensunterschiede zwischen Groß- und Kleinbetrieben werden eher zu- als abnehmen.
Das Berufsbild des Landwirts wird noch vielseitiger werden. Der Berufsstand bleibt auf hohem Leistungs- und niedrigem Zahlenniveau erhalten. Störfaktoren einer kontinuierlichen Entwicklung können u.a. sein: Flächenkonkurrenz außerlandwirtschaftlicher Nutzer (Verbrauch an Siedlungs-, Verkehrsflächen), steigende Kapitalkosten, strengere Umweltauflagen, inhaltliche und organisatorische Widersprüche in den agrarpolitischen Entscheidungen. Die Agrarwirtschaft ist weltweit eine der wichtigsten Wachstums- und Zukunftsbranchen. Angesichts wachsender Weltbevölkerung und begrenzter fossiler Energiequellen wird ihre Bedeutung für die sichere Lebensmittelversorgung und für die Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen weiter zunehmen. Die deutsche Landwirtschaft ist ein moderner Wirtschaftszweig, der sich zugleich seiner Traditionen bewusst ist. Sie stellt sich der Herausforderung, Erträge nachhaltig zu steigern, ohne dabei in nennenswertem Umfang neue Agrarflächen erschließen zu können. Eine moderne und produktive Landwirtschaft nutzt die ihr zur Verfügung stehenden Flächen intelligent und nachhaltig und trägt dazu bei, schutzwürdige Naturräume wie Wälder, Moore und Grasland zu schonen.
Starker Wirtschaftszweig: Zahlen und Fakten der deutschen Landwirtschaft
In der deutschen Landwirtschaft erzeugen rund 1,25 Millionen Voll- oder Teilzeitarbeitskräfte in 370 000 Betrieben jährlich Güter im Wert von rund 40 Milliarden Euro. Knapp die Hälfte der Fläche der Bundesrepublik wird landwirtschaftlich genutzt. Zuletzt betrug die Agrarfläche rund 16,8 Millionen Hektar Land. Während sich der Flächenanteil des Ökolandbaus in den zurückliegenden zehn Jahren durch staatliche Förderprogramme auf gut 900 000 Hektar in etwa verdoppelt hat, betreiben gut 95 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland moderne Landwirtschaft: Unter Einsatz neuer Technologie und mit modernem Pflanzenschutz und nachhaltiger Mineraldüngung wird der Löwenanteil der landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland gesichert. Auf deutschen Äckern wird vor allem Getreide angebaut (60 Prozent), auf weiteren 19 Prozent der Fläche Futterpflanzen. Den Rest teilen sich andere Kulturen, darunter auch Gemüse. Die deutsche Landwirtschaft baut in aller Regel „Reinkulturen“ an. Das bedeutet, dass der Boden speziell für eine bestimmte Pflanzenart vorbereitet und die Düngung genau auf den Bedarf dieser Kultur abgestimmt wird. Auch der Pflanzenschutz wird gezielt auf die Gesunderhaltung dieser Pflanzen ausgerichtet. So kann die Landwirtschaft zuverlässig und dauerhaft Nahrungsmittel in der vom Verbraucher verlangten Qualität erzeugen.
Pflanzenschutz sichert Ernteertrag
und QualitätErzeugte ein Landwirt Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gerade einmal genug Nahrungsmittel für vier Menschen, ernährte er 1950 bereits zehn Menschen. Im Jahr 2004 versorgte ein Landwirt dank moderner Produktionsmethoden 143 Menschen. Aber nicht nur quantitativ, auch qualitativ hat die Landwirtschaft zur Verbesserung der Ernährungssituation beigetragen. Moderne nachhaltige Landwirtschaft produziert auch unter ungünstigen Bedingungen zuverlässig hohe Qualität. Noch nie stand deutschen Verbrauchern ein derart vielfältiges Angebot an gesunden Lebensmitteln zur Verfügung wie heute. Moderne Landwirtschaft steht zudem für die Erhaltung und Pflege unserer Kulturlandschaften. Viele Urlaubsgebiete in Deutschland leben auch von der Schönheit ihrer – großteils landwirtschaftlich geprägten – Landschaften. Nachhaltige Landwirtschaft ist ressourceneffizient. Die fruchtbaren Ackerböden der Erde lassen sich nicht beliebig ausdehnen. Daher muss jeder Hektar Land in Zukunft deutlich mehr Menschen versorgen. Das heißt für die Landwirtschaft: sie muss die verfügbaren Nutzflächen noch effizienter nutzen als bisher. Nur so können künftige Generationen nachhaltig mit hochwertigen, sicheren und dennoch preiswerten Lebensmitteln versorgt werden. Darüber hinaus sichert eine effiziente und wirtschaftlich gesunde Landwirtschaft nicht nur ihre eigene Existenz, sondern trägt auch zur Erhaltung der Wirtschaftskraft ganzer Regionen bei.
Konventionelle Landwirtschaft: Klimafreundlicher dank hoher Erträge
Um Ressourceneffizienz geht es vor allem bei den Flächen: Bei vollständiger Umstellung der deutschen Landwirtschaft auf Ökolandbau wäre mehr als die doppelte Anbaufläche erforderlich, um die gleiche Getreidemenge wie bisher zu erzeugen. Moderne Landwirtschaft hingegen erzeugt mehr Ertrag pro Flächeneinheit. So bleiben ökologisch wertvolle Naturräume wie Wälder, Moore und Grasland erhalten. Die Landwirtschaft kann den Herausforderungen einer wachsenden Erdbevölkerung und einer steigenden Nachfrage nach pflanzlichen Rohstoffen am besten mit modernen Produktionsweisen begegnen. Diese sind gleichzeitig ertragreich und Umwelt schonend.